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Datum: 08.06.2017

Kleiner Wanderfalke in großer Not

Kleiner Wanderfalke aus großer Not gerettet

Große Aufregung am vergangenen Mittwoch am Rathaus: Hinter dem Gebäude wurde nahe der Marienkirche ein kleiner Wanderfalke gefunden, der offenbar Hilfe brauchte. Er saß am Boden und war nicht in der Lage wegzufliegen. Dank des Engagements einer tierlieben Mitarbeiterin des Bürgerbüros und Schülern der Agrarschule wurde der Jungvogel in Not schließlich an einen ortsansässigen Falkner übergeben, der ihn später in die Kleintier- und Vogelpraxis von Dr. Andrés Pohl brachte. Als dort feststand, dass dem rund fünf Wochen alten Terzel, so die korrekte Bezeichnung für einen männlichen Wanderfalken, nichts fehlt, setzte ihn ein sachkundiger Vogelfreund am Donnerstag nach einem wahren Kletterakt behutsam zurück an den Brutplatz im Turm der Marienkirche. Begleitet wurde die nicht ganz ungefährliche Aktion von den lauten Rufen der Alttiere, die das Bauwerk sichtlich aufgeregt umkreisten.

Dieses Abenteuer war jedoch nicht das erste für den jungen Wanderfalken. Bereits am Freitag nach Himmelfahrt war der Ausflügler, der noch zwei Geschwister hat, von einer Schülerin gestrandet aufgefunden worden. Auch da kam das Tier letztlich in die Obhut von Dr. Pohl und konnte am Montag darauf zurück zu seiner Familie.

Der Wanderfalke gehört zu den größten Exemplaren der Familie der Falken und zu der am weitesten verbreiteten Greifvogelart der Welt. Durch den jahrzehntelangen Einsatz von Umweltgiften wie dem Insektizid DDT und illegale Verfolgung ging der Bestand der Wanderfalken bis in die 1970er-Jahre stark zurück und galt als vom Aussterben bedroht. Dank eines Verbots der Chemikalie in den westlichen Industrieländern und entsprechender Schutzmaßnahmen an den Brutplätzen konnten die Bestände bis heute jedoch wieder stabilisiert werden. Obwohl Wanderfalken fast ausschließlich an Felswänden nisten, nutzen sie in flachen Landschaften aber auch Bäume und sind sogar in Städten zu finden. Dort brüten sie dann zum Beispiel an Kirchtürmen. Nach einer etwa 40 Tage dauernden Nestlingszeit folgen die ausgeflogenen Jungvögel den Eltern noch sechs bis sieben Wochen. Da Kraft und Flugfähigkeiten anfänglich nur zum Segeln ausreichen, schafft es der Wanderfalkennachwuchs nach einer ungewollten Bodenlandung oft nicht, wieder von allein aufzufliegen und ist auf Hilfe angewiesen.

Wer Tiere in einer Notsituation vorfindet, kann sich zum einen an das Tierheim in Satuelle, Telefon (03 90 58)
30 12, wenden, das gern weiterhilft und entsprechende Kontakte vermittelt. Insbesondere Greifvögel betreffend ist Tierarzt Dr. Andrés Pohl in Haldensleben erster Ansprechpartner. Zu erreichen ist die Praxis unter der Telefonnummer (0 39 04) 49 94 45.