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Nordhusen im Blickfeld der Wissenschaft

Von Weitem sah es aus, als bearbeite da jemand mit althergebrachtem landwirtschaftlichem Gerät den Boden gegenüber der Ruine Nordhusen. Bei näherer Betrachtung entpuppte es sich jedoch als wissenschaftliches Instrument, welches der Student der Ur- und Frühgeschichte der Uni Kiel Martin Schuart in dem 40 x 40 Meter großen abgesteckten Feld da in Meterbreite vor sich herschob.Unter Anleitung von Dr. Christoph Rinne wurden insgesamt circa 8.000 bis 10.000 Quadratmeter geomagnetisch vermessen, um dem Boden seine Geheimnisse um die bereits im 15. Jahrhundert aufgegebene Siedlung Nordhusen zu entlocken.


Mit drei Fragestellungen waren die Archäologen aus Kiel angereist:

Wo lag die Siedlung im Verhältnis zur Kirche?
Wie groß war Nordhusen?
Wie war der Ort strukturiert?

Die vier Förstersonden – übrigens nach ihrem Erfinder Professor Friedrich Förster aus Hundisburg und Namenspatron des heutigen Haldensleber Gymnasiums benannt – messen Störungen im Magnetfeld und sind eine Methode zur zerstörungsfreien Werkstoff- und eben auch Bodenuntersuchung. Aus den Messwerten lassen sich begründete Aussagen über Veränderungen im Untergrund, zum Beispiel Bodeneingriffe wie Gruben und eingelagerte Funde treffen.

Und fündig wurden die Wissenschaftler: Nordhusen lag an der Kreuzung einer Trasse der Lüneburger Heerstraße, die das Bebertal von Südost nach Nordwest durchquert und einem Hohlweg in Ost-West-Richtung. Etwa 30 Grundrisse von Häusern konnten ausgemacht werden. Der Hinweis auf Steinkeller lässt darauf schließen, dass hier solide gebaut wurde und damit auf eine gewisse wirtschaftliche Potenz des Ortes, der doch eine beachtliche Größe gehabt haben muss. Auch ein Altarm der Beber wurde entdeckt.

Vorgestellt werden die Ergebnisse der Prospektion am 13. Mai im Rahmen der Festveranstaltung zu 25 Jahren „Straße der Romanik“ an der Ruine Nordhusen. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege werden die bis dahin erarbeiteten Schautafeln dazu präsentiert und eingeweiht.

 

Nachklapp: "Archäologie-Tourismus" gen Nordhusen

Der Einladung zum kulturgeschichtlichen Osterspaziergang des Aller-Ohre-Vereins zur "schönsten Wüstung Sachsen-Anhalts" waren über 130 Interessierte gefolgt. Fachkundig und unterhaltsam informierte Ulrich Hauer über "Die Wüstung Nordhusen" und die jüngst gewonnenen neuen Erkenntnisse.

In der Gehölzansammlung im Bildhintergrund befand sich die alte Wassermühle von Nordhusen. 1790 wurde die ursprüngliche Getreidemühle zu einer Ölmühle umfunktioniert. Bei dieser Baumaßnahme wurden Steine des eingestürzten Kirchenschiffes verbaut, u.a. die romanischen Kämpfer eines Triumpfbogens. 1845 fiel diese Mühle einer Brandstiftung zum Opfer.

05.04.2018