Inhalt
Datum: 23.03.2021

Frühjahrsputz an den Großsteingräbern

Hünengräber werden zu neuem Leben erweckt


Dass ein Großsteingrab im Wald ein wenig verwunschen aussehen darf, mag angehen. Dass der potentielle Besucher es gar nicht erst findet, weniger. Dabei bilden die weit über 80 Gräber, die sich mehr oder weniger gut erhalten in der Historischen Quadratmeile westlich von Haldensleben befinden, einen einmaligen historischen Schatz, der immer auch wieder Interessierte anzieht. Doch die hatten es in der Vergangenheit nicht leicht – zugewachsen und kaum zu finden präsentierte sich das Erbe der Jungsteinzeit, was zu manchen verständnislosen Kommentaren führte.

Nun jedoch haben sich viele Beteiligte zusammengefunden, um die Gräber dem Vergessen zu entreißen:  Denkmalpfleger, Waldeigentümer und Beschäftigte der Gesellschaft für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung (ABS) Drömling, das Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege, das Museum Haldensleben sowie die Stadtverwaltung arbeiten hier Hand in Hand. Das Jobcenter Börde fördert eine Beschäftigungsmaßnahme mit fünf Teilnehmern.

Insgesamt acht steinerne Zeugnisse der Bestattungskultur von vor über 5.000 Jahren werden derzeit für Besucher wieder zugänglich gemacht. Im Haldensleber Forst, hinter dem Klinikum, sind seit Anfang Februar fünf Mitarbeiter der ABS Drömling unter fachlicher Anleitung durch ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger dabei, die Wege zu den Gräbern freizuschneiden, die Gräber selbst von Bewuchs zu befreien und mit dem Rückschnittmaterial die Wege zu markieren. Im Alvensleber Gebiet, in dem sich auch das restaurierte Grab „Küchentannen“ befindet, werden vor allem ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger in gleicher Mission tätig sein.

Einen ersten Eindruck vom Stand der Arbeiten haben sich kürzlich Vertreter am Projekt Beteiligten verschafft. Dr. Barbara Fritsch, zuständige Gebietsreferentin des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege, zeigte sich begeistert, „wie gut das nach dem Freischnitt jetzt alles schon aussieht.“ Und erinnerte sich, wie lange man teilweise bei der ersten Begehung zur Auswahl der Gräber mit den ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern im Herbst 2020 nach diesen doch suchen musste.

    

Doris Fehse vom Jobcenter Börde, welches die Maßnahme finanziert betonte, „dass Langzeitarbeitslose hier mit der sinnhaften zusätzlichen freiwilligen Aufgabe für nachhaltigen Tourismus tätig zu sein, wieder ins Arbeitsleben integriert werden können.“ Dass die Männer hier gern und motiviert ihrer Arbeit nachgehen, bestätigt Ines Kampe als Geschäftsführerin der mit der Maßnahme betrauten ABS Drömling.

Klar ist allen Beteiligten, dass die Aktion keine Eintagsfliege bleiben kann: Der Bewuchs muss regelmäßig zurückgeschnitten werden. Deswegen hofft die Stadtverwaltung, dass sich dauerhaft Freiwillige finden, die -wie bisher die ehrenamtlichen Denkmalpfleger auch schon- mithelfen, die Gräber begehbar zu halten.

Auch die Werbung für einen Besuch der Gräber soll nun durch neues Material wiederaufgenommen werden, nachdem es nun auch frustrationsfrei etwas zu sehen gibt. Dazu gehört auch eine neue Beschilderung. Allein eines fehlt noch: Bislang sind die meisten Gräber namenlos. Es wäre schön, wenn sich hier die eine oder andere treffende Bezeichnung finden ließe.