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Datum: 14.07.2022

Zertifizierung "Stadtgrün naturnah" - Haldensleben mit Silber ausgezeichnet


Haldensleben zertifiziert: Mehr Klima- und Artenschutz

Rund 50 Hektar groß ist das Betriebsgelände des größten Haldensleber Unternehmens, dem Warenverteilzentrum von Hermes an der Hamburger Straße. Fast eineinhalbmal so groß sind zusammengerechnet die städtischen Grünflächen, die der Stadthof zu pflegen hat. Das Ganze verteilt sich auf hunderte Splitterflächen vom allerkleinsten Beet über pflegeintensive Spielplätze bis hin zu naturnahen Ohrewiesen.

Doch dieser grüne Schatz bringt nicht nur viel Arbeit mit sich, sondern ist auch ein wichtiges Pfund beim ökologischeren Umbau der Stadt angesichts von Klimawandel und Artensterben.

Die Stadt Haldensleben ist auf dem Weg zu ökologischerem Stadtgrün – und dies wurde nun auch zertifiziert: Bei der Teilnahme am Zertifizierungsprozess „Stadtgrün naturnah“ des Bündnisses "Kommunen für biologische Vielfalt“ erreichte Haldensleben bei der ersten Teilnahme auf Anhieb die Stufe Silber, wie Stephanie Otto, Mitarbeiterin im Bauamt stolz berichten konnte. Neben Wittenberg und Wernigerode ist Haldensleben die einzige weitere Stadt aus Sachsen-Anhalt, die sich auf diesen Weg gemacht hat.

Intensiv hatten unter Federführung des Bauamtes in den letzten Monaten Verwaltung und Vertreter verschiedener, an der ökologischen Entwicklung interessierter Gruppen an einem Konzept gearbeitet, das die Grundlage für die Zertifizierung bildet. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Umgestaltung von besagten Freiflächen: Wo Wildblumen blühen können und verschiedene Gräser wachsen, finden Insekten und andere Kleintiere plötzlich Lebensräume vor, die sterile Rasenflächen nicht bieten. Mit regionalen Saatgutsorten, weniger Mahd und einigen anderen Maßnahmen kann dies erreicht werden. Häufig sind es die kleinen Änderungen, die große Wirkung bringen: So werde der Stadthof nach dem Mähen teilweise das Schnittgut einige Tage auf den Flächen liegen lassen. Dadurch können Samen aus den abgemähten Pflanzen fallen und im nächsten Jahr erneut für blühende Vielfalt sorgen, berichtet Christina Wiegmann Sachgebietsleiterin Grünanlagen beim Stadthof

Für die Haldensleber Bürgerinnen und Bürger geht damit natürlich ein gewisser Umgewöhnungsprozess einher: Eine hochwachsende Wildblumenwiese im öffentlichen Bereich sei eben nicht „ungepflegt“, sondern im Sinne des Klimas und des Artenschutzes gewollt, erklärt Wiegmann. Die Umgestaltung finde natürlich aber da ihre Grenzen, wo die Nutzung eine intensive klassische Pflege erfordere, wie etwa auf den Spielplätzen oder aus Gründen der Verkehrssicherheit.

Drei Jahre hat nun die Stadt Haldensleben Zeit, einen Teil der insgesamt über 50 klima- und artenschutzfreundlichen Maßnahmen umzusetzen, bis die erneute Zertifizierung ansteht. Bei der Auszeichnungsveranstaltung des Bündnisses in Frankfurt wurden aber nicht nur die selbstgesteckten Ziele der Stadt positiv bewertet, sondern auch das, was bislang bereits gut entwickelt ist. So wurde der Naturerlebnispfad mit seinen zwölf spannenden Stationen zum Lernen und Spielen, die Renaturierung des früheren Ohrefreibades und der Rolandgarten als positiv bewertet.

Künftige Schwerpunkte sollen indes der beschriebene Umbau der Grünflächen hin zu mehr Naturnähe und viele Aktionen zur Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger sein. In seiner jüngsten Sitzung fand das Konzept bereits breite Zustimmung im Stadtrat. Die so genannte „Biodiversitätsstrategie“ wurde mit klarer Mehrheit angenommen. Eines der ersten Projekte, die als nächstes begonnen werden, soll die Anlage einer Wildobstwiese nahe der Ohre sein: Der ökologische Umbau hat begonnen.