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Datum: 15.02.2023

Ratsfischerhaus wird wieder hergerichtet

Ratsfischerhaus wird wieder hergerichtet

Das als Ratsfischerhaus bezeichnete Wohnhaus geht auf die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg zurück und ist eines der ältesten Fachwerkhäuser der Stadt. Es steht in der Stendaler Straße gegenüber dem Amtsgericht Haldensleben. In das Gebäude ist eine Hofdurchfahrt integriert. Seit 1766 befand sich das Haus im Besitz der Familie Reps. Die Familie war bis 1932 als Ratsfischer tätig, wodurch sich der zweite Name des Gebäudes ergibt. Im Jahr 1936 renovierte der Kunstmaler Uffrecht das Haus. Dabei wurde auch die zu diesem Zeitpunkt verputzte straßenseitige Fachwerkfassade des Hauses freigelegt. Das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig und bedarf einer dringenden Sicherung. In Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde soll das Gebäude mit Fördermitteln des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt aus dem Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“   umfassend gesichert und für eine moderne Nutzung vorbreitet werden. Der Bund und das Land Sachsen-Anhalt fördern diese Einzelmaßnahme sogar mit 90 Prozent.

Um die Maßnahmen der Gebäudesicherung sach- und fachgerecht umsetzen zu können, wurde ein Planungsbüro mit der planerischen Begleitung des Vorhabens beauftragt. Im Rahmen der Bestandsaufnahme wurde das Gebäude im Vorfeld entrümpelt und nicht historische Einbauten und Bekleidungen entfernt. Seitdem wurde das Gebäude über eine Laservermessung in seiner kompletten Bestandskubatur aufgenommen. Mit diesem Verfahren konnten die am Gebäude im Laufe der Zeit entstandenen Verformungen sehr gut dokumentiert werden. Außerdem wurde ein dendrochronologisches Holzgutachten erstellt, dass das Alter und die noch verbleibende Dauerhaftigkeit des Holztragwerkes ermittelt.  Das Gutachten ermöglicht es zudem, das genaue Baujahr des Gebäudes zu ermitteln. Auf der Grundlage des Holzgutachtens wurde eine statische Berechnung durchgeführt, die das Grundgerüst der erforderlichen Sicherungsarbeiten bildet. Hierauf aufbauend konnte eine belastbare Kostenberechnung für das Projekt erstellt und die denkmalrechtliche Genehmigung beantragt werden. Seit im November 2022 konnten die ersten Gewerke beauftragt werden. Im nächsten Schritt ist die Ausschreibung des eigentlichen Lehmbaus vorgesehen, welcher aus Witterungsgründen von Mai bis September 2023 stattfinden muss. Darüber hinaus werden noch die Erneuerung der Dacheindeckung und die notwendigen Zimmererarbeiten ausgeschrieben. Insgesamt sind für das Vorhaben 495.400 € vorgesehen.

Im Anschluss an die Sanierungsarbeiten soll auf dem Hof in Zusammenarbeit mit der Universität Braunschweig mittels 3D-Druck ein Lehmgebäude errichtet und ein Kompetenzzentrum Lehm etabliert werden. Lehm ist ein guter, traditioneller Baustoff mit vielen ökologischen und nachhaltigen Eigenschaften. Mit dem Forschungsprojekt soll herausarbeitet werden, wie Lehm auch in der Zukunft als Baustoff zum Einsatz kommen kann